Was macht das Ausland nach der Arbeit? China-Korrespondent Felix Lee, RND-China-Korrespondent, über die Feierabendkultur in Peking.
Noch bis etwa Ende der 80er-Jahre gab es in Peking keine wirkliche Feierabendkultur: Nach der Arbeit radelte der Pekinger so schnell wie möglich nach Hause, pünktlich um sechs gab es Abendessen und anschließend die 19-Uhr-Nachrichten im Fernsehen – im kommunistisch geprägten Land seinerzeit ein Muss für jeden Chinesen, da die Sendung früher die wichtigste Nachrichtenquelle war. Dann ging es schon „ab in die Heia“.
Der Grund: Es gab nicht ausreichend Strom in der Stadt – die meisten Straßenlaternen waren abgeschaltet und auch daheim war Strom vielfach Mangelware.
Feierabend in Peking: „Da Mas“ schwingen das Tanzbein
Diese Zeiten gehören in Peking der Vergangenheit an: Heute flackern an den gläsernen Hochhausfassaden Leuchtreklamen, die meisten Geschäfte haben bis spätabends geöffnet – sodass manch ein Pekinger die Gelegenheit nutzt, um nach dem Abendessen in einem Restaurant oder an einer Garküche durch die Einkaufszentren zu schlendern.
Viel los ist aber vor allem auf den Plätzen: Hunderte sogenannte Da Mas („alte Mütter“), zumeist Frauen im Alter von 60 Jahren an aufwärts, schwingen zu lautstarkem Techno und Hip-Hop, aber auch zu Arbeiterliedern oder chinesischen Schlagern meist synchron ihr Tanzbein.
Etwa ab 22 Uhr ist aber auch damit Schluss. Dann dreht die Stadtverwaltung den Saft ab – allerdings nicht mehr, um Strom zu sparen, sondern um die Anwohner vor Lärm zu schützen.
Weitere Episoden gibt´s in der Kolumne Feierabend.