Seit April 2021 sind Carla Quick und Alexander Müller neue stellvertretende Chefredakteure bei der Ostsee-Zeitung (OZ) im schönen Rostock. Wir haben mit den beiden über die Arbeit bei der OZ, über das Leben in Mecklenburg-Vorpommern und über die Vorzüge von Fischbrötchen gesprochen.
Erzählt ein bisschen über euch: Wie sieht euer Werdegang aus?
Carla: Ich habe nach meinem Bachelor- und Masterstudium ein Volontariat bei Gala.de gemacht, anschließend lange bei einem britischen Content Provider gearbeitet und war als Freie im Bereich Unternehmenskommunikation, für diverse Magazine bzw. ihre Online-Plattformen und Social-Media-Auftritte tätig. Von August 2016 bis März 2021 habe ich bei der Bauer Xcel zwei Portale geleitet: liebenswert-magazin.de und wunderweib.de.
Ich bin beruflich fast ausschließlich digital sozialisiert und habe viel Erfahrung, wenn es um Lifestyle- und Service-Inhalte geht. Darüber hinaus habe ich mich sehr mit der Analyse von Zielgruppen, Erschließung neuer Zielgruppen und nachhaltigem Traffic-Aufbau beschäftigt. Abgesehen vom Inhaltlichen schlägt mein Herz dafür, mit meinen Kollegen zu überlegen, wie man Arbeitsläufe optimieren und jeder seine Stärken bestmöglich einbringen kann.
Alex: Ich bin in Berlin aufgewachsen und wusste früh, dass ich Journalist werden will. Nach dem Abi bin ich nach Greifwald zum Studium – Politik und Germanistik – und habe viel nebenbei geschrieben. Schon damals für die Ostsee-Zeitung, aber auch für das Studierendenmagazin „moritz“, als Praktikant für die dpa und bei anderen Regionalzeitungen. 2011 wurde ich Volontär bei der OZ. Es folgten Stationen als Redakteur auf der Insel Usedom und in Stralsund, als CvD für digital und print in Rostock und schließlich als stellvertretender Chefredakteur.
Was verbindet ihr mit Mecklenburg-Vorpommern, mit den Menschen, mit der Region?
Alex: Das Land ist Stück für Stück mehr meine Heimat geworden. Als Student habe ich mich immer noch als Berliner gefühlt, heute bin ich Rostocker durch und durch und in meiner alten Stadt nur noch zu Besuch. Ich habe hier meine Frau kennengelernt und eine Familie gegründet – ich bin sehr glücklich hier. Ich liebe es vor allem, sofort in der Natur zu sein, wenn ich es möchte. Ich mache gerne ausgedehnte Radtouren, laufe Marathon oder schwimme in der Ostsee – dafür gibt es kein besseres Land als Mecklenburg-Vorpommern.
Carla: Ich bin im März neu nach MV gezogen, nachdem ich die vergangenen 15 Jahre (mit einer zweijährigen London-Unterbrechung) in Hamburg gelebt habe. In den zwei Jahren vor meinem Umzug bin ich recht häufig übers Wochenende an die Ostsee gefahren, weil ich die Ecke hier landschaftlich so liebe. Die teilweise schroffen Küsten, der Strand, an dem man stundenlang entlangspazieren kann und einfach die Weite des Wassers haben es mir angetan.
Alex: Dich hat also auch die Natur begeistert!
Carla: Ich mag tatsächlich nicht nur die Natur – die Fischbrötchen haben es mir auch angetan … Mein letztes Ausflugs-Wochenende an die Ostsee war übrigens vom 13. bis 15. März 2020. Während meiner Rückreise nach Hamburg galten schon die ersten Beschränkungen, das war eine ganz schön gruselige Atmosphäre.
Kommen wir zum Beruflichen: Was sind eure Aufgaben bei der OZ?
Carla: Ich bin ja fast schon eine Quereinsteigerin, denn ich komme weder aus dem harten Nachrichtengeschäft noch aus dem Lokaljournalismus. Und genau damit möchte ich die OZ bereichern: Meine Aufgabe ist es, OZ+, also das Digitalgeschäft, noch weiter nach vorne zu bringen. Konkret möchte ich dabei unterstützen, neue Zielgruppen anzusprechen, vielversprechende neue Themenbereiche zu finden und auf- bzw. auszubauen und neue Sichtweisen in die Workflows zu bringen.
Alex: Es ist eigentlich ganz einfach: Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen daran arbeiten, dass wir interessante Geschichten erzählen, die möglichst viele Menschen bewegen. Weil es aber einfacher klingt als es ist, machen wir vor allem eines: ganz viel reden. Wir sprechen sehr genau darüber, ob ein Thema wirklich gut ist und wenn ja, wie wir es aufbereiten. Wir machen viele Schulungen: beispielsweise bin ich mehrere Wochen und Monate unterwegs in den Lokalredaktionen und arbeite da zusammen mit den Kollegen an ihren Geschichten. Das führt am Ende dazu, dass wir mehr digitale Abos verkaufen – und das ist unser aller großes Ziel.
Carla: Den Austausch mit den Kollegen, den du ansprichst, finde ich auch total wertvoll, weil wir gemeinsam das Beste aus einem Thema herauskitzeln. Bei der Themenfindung sind meiner Meinung nach drei Dinge gleichermaßen essenziell: 1. Journalistisches Handwerk, 2. Journalistisches Bauchgefühl und 3. Daten, die dabei unterstützen, den besten Dreh zu finden, mit dem man sich vom Wettbewerb abhebt.
Wie sieht ein „typischer“ Arbeitstag bei euch aus?
Carla: Morgens schaue ich als erstes in unsere Dashboards: Mit welchen Themen haben wir die meisten Abos erzielt, welche Themen waren besonders reichweitenstark, wo brauchen wir auf jeden Fall Weiterdrehen? Dann finden jeden Tag kurze Themenrunden statt, in denen wir im Team die aktuelle Lage besprechen und überlegen, welche Themen besonders vielversprechend sind und wie wir sie drehen.
Abends verschaffe ich mir gerne einen Überblick, was morgen oder in den nächsten Tagen anliegt, das heißt, ich schaue, welche Termine anstehen, ob alles, was vorbereitbar werden kann, vorbereitet ist oder ich mir für bestimmte Projekte noch Zeit blocken sollte.
Alex: So einen typischen Tag gibt es eigentlich gar nicht, jeder ist anders. In der Regel beginnt er früh am Morgen damit, dass Chefredaktion und Chefreporter bereden, was die Schwerpunkte des Tages werden sollen. Dann schmieden wir einen Schlachtplan, welche Geschichte wann online kommen soll. Parallel gilt es, das aktuelle Nachrichtengeschehen im Blick zu behalten und wenn nötig, alles nochmal umzuwerfen. Mittags geht es dann darum, die gedruckte Zeitung zu planen: Was wird der Titelaufmacher? Was kommentieren wir? Am Nachmittag geht es vor allem darum, die entstandenen Geschichten noch besser zu machen. Dazu reden wir einmal täglich mit jeder Lokalredaktion und entwickeln die Themen weiter. Außerdem lesen wir möglichst viele Geschichten und gehen ans Feintuning: Zieht die Überschrift richtig rein? Sind in der Google-Zeile alle wichtigen Keywords? Macht der Vorspann neugierig?