Multimedia-Reportagen sind eindrucksvolle journalistische Formate. Geschichten können so auf eine besondere Weise erzählt werden. Eine Möglichkeit für Journalisten spannende digitale Storytellings zu erstellen, ist das Tool Pageflow. Damit lassen sich Bilder, Texte, Videos, Audios oder Musik einfach zu einer multimedialen Reportage zusammenfügen. Hier geht´s zu 9 Pageflow-Tipps für Journalisten.
Das Werkzeug zur Produktion von Multimedia-Reportagen – oder auch Scrollytellings genannt – stammt vom Westdeutschen Rundfunk (WDR). Im Jahr 2014 stellte der WDR das Tool beziehungsweise den Programmcode kostenlos zur Verfügung. Seitdem nutzen etliche Redaktionen und Blogger das Tool. Weitere Informationen dazu gibt´s auf pageflow.io.
Bevor sich Journalisten an die technische Umsetzung machen, sollte die Geschichte durchdacht und die Recherche beendet sein. Auch das Material von Bildern über Videos bis hin zu Audios sollte final vorliegen. Damit der Pageflow zu einem Lesegenuss wird, ist eine spannend erzählte Geschichte – also die Story – unabdingbar. Eine ideale Planungshilfe hierfür ist das Storyboard. Damit werden die Inhalte der Geschichte vorab in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht.
Im nächsten Schritt geht’s um die Visualisierung. In welche Kapitel teile ich den Pageflow ein? Welche Fotos und Bildausschnitte liegen für die einzelnen Seiten und Beiträge vor? Benötige ich visuelle Elemente wie Loop-Videos für den Hintergrund? Habe ich ausreichend Videos oder Audio-Mitschnitte für meine Story? Stehen die Story und liegt das Material vor, kann es ans Werk gehen. Wie das am besten gelingt, erklären wir in den 9 folgenden Pageflow-Tipps.
Digitale Reportage: 9 Pageflow-Tipps für Journalisten
Redakteurin Gina Apitz hat für die Leipziger Volkszeitung (LVZ) bereits etliche Multimedia-Reportagen mit Pageflow umgesetzt. Hier geht’s zu ihren neun Pageflow-Tipps, mit denen Journalisten ein ansprechendes digitales Storytelling umsetzen können.
1. Themenwahl
Für das Storytelling-Format bieten sich vor allem Geschichten an, die bildstark erzählt werden können und etwas zeitlichen Vorlauf haben. Es sollten mindestens zehn unterschiedliche Fotomotive und dazu Videomaterial vorliegen. Architekturthemen bieten sich beispielsweise an, weil man sie sehr eindrucksvoll vermitteln kann. Im Idealfall kann man einen Drohnenflug über das Gebäude einbinden, wie wir es hier bei der Lost-Places-Serie gemacht haben.
2. Interviews
Aussagekräftige O-Töne ergänzen Texte und Fotos in Pageflows. Personen sollten maximal zwei Minuten am Stück sprechen und das Gespräch sollte mit Bildern als Schnittmaterial hinterlegt werden, um das Erzählte zu unterstützen. Die perfekte O-Ton-Länge? Mein Pageflow-Tipp: Besser funktionieren immer mehrere kurze Clips als ein langer. In der Reportage über den Wandel der Leipziger Eisenbahnstraße kommt jeder Protagonist auch einmal im Video zu Wort.
3. Audios
Im Idealfall wechseln sich Texte, Bilder, Videos und Grafiken ab. Eine gute Mischung macht das Scrollytelling spannender und verringert die Absprungrate der Nutzer. Wenn man ein Interview als Audiodatei aufzeichnet, kann ein Ausschnitt davon auch einfach mal als Audiospur eingespielt werden. Bei der digitalen Reportage über die ehemalige Leipziger Galvanotechnikfabrik haben wir ein historisches Schreiben der Fabrikleitung eingesprochen und dieses dann als Audiodatei eingebettet.
4. Daten
Über das Tool Datawrapper lassen sich relativ einfach Grafiken einbinden und somit Zahlen verständlicher darstellen. Damit haben wir in der Story über die alte Sternburg-Brauerei in Leipzig den steigenden Bierverkauf anschaulich illustriert.
Weitere Pageflow-Beispiele und digitale Reportagen von der Leipziger Volkszeitung gibt’s auf blog.lvz.de/reportage/.
Pageflow-Tipps: So gelingt multimediales Storytelling
5. Video
Videos im Hintergrund eignen sich ebenfalls gut als Grundlage für kurze Texte. Bei der Straßenbahn-Reportage der Leipziger Volkszeitung haben wir viel mit Hintergrundvideos gearbeitet, die das quirlige Leben in der Stadt unmittelbar zeigen – zum Beispiel die Einfahrt einer Straßenbahn oder einen Schwenk durch ein Künstleratelier.
6. Illustrationen
Zeichnungen können Multimedia-Reportagen bereichern und sind eine tolle Ergänzung zu Fotos. Bei dem eher harten Thema Katastrophenschutz in Sachsen hat uns ein Grafikdesigner verschiedene Illustrationen gezeichnet. Das lockert das Thema auf. Die Zeichnungen haben wir als Bilder im Pageflow verwendet und in eine Videoanimation eingebunden.
7. Karten
Da sich in den Pageflow bisher keine Google-Karten (und generell keine Iframes) einbetten lassen, kann man hier nur einen Umweg gehen: Wir erstellen die Karte mit einem eigenen Kartentool und speichern sie als Bild ab. Noch besser ist ein kurzer animierter Zoom in den Kartenausschnitt hinein. Dieser lässt sich als Video einbinden. Das haben wir als Startseite bei der Reportage über besondere Wohnorte in Sachsen genutzt.
8. Vorher-Nachher-Ansichten
Der Vorher-nachher-Schieber ist eine tolle Funktion für Pageflows. Er funktioniert allerdings nur, wenn das Motiv annähernd aus derselben Perspektive aufgenommen wurde. Das ist oft gar nicht so leicht, weil wir dafür die genaue Position des Fotografen kennen müssen. Bei der Reportage über die Jahrtausendflut in Sachsen 2002 haben wir dieses Element häufig eingesetzt. Es zeigt eindrucksvoll, wie schlimm bestimmte Orte von der Flut betroffen waren.
9. Mobil
Letzter Pageflow-Tipp: Online-Inhalte werden gern von mobilen Endgeräten angesteuert und sollen auch hier gut aussehen. Beispielsweise funktionieren manche Bilder im Hintergrund nicht, weil der Text das Gesicht einer Person verdeckt. Immer an die mobile Nutzung denken und Ansichten frühzeitig testen.
Haben Sie weitere Hinweise, wie Journalisten spannende Multimedia-Storytellings erstellen können? Dann hinterlassen Sie gerne einen Kommentar.
Mehr journalistische Tipps und Praxisbeispiele finden Sie auf dem Blog der MADSACK Mediengruppe.
Der Artikel wurde am 11. April 2018 aktualisiert.