Kultur- und Sportveranstaltungen sind seit Ausbruch der Pandemie so gut wie unmöglich. Dass in Deutschland wieder Fußball gespielt und übertragen werden kann, ist einem ausgefeilten Hygienekonzept zu verdanken, das weltweit Beachtung findet. MADSACKs Fernsehdienstleister TVN hat zu diesem Konzept beigetragen und bringt die Spiele unter den erschwerten Bedingungen in die Wohnzimmer – umso wichtiger, solange die Fans draußen bleiben müssen. Was ist jetzt anders und wie fühlt sich das an? Die TVN-Crew nimmt uns mit hinter ihre Kulissen – natürlich auf Abstand. „Die Stadien klingen ganz anders, weil der zwölfte Mann fehlt“, sagt TVN-Kameramann Vladimir Bukhman und zeigt in der Halbzeitpause des Revierderbys Schalke 04 gegen Borussia Dortmund auf die (fast) leeren Ränge der Veltins-Arena. „Fangesänge, Fahnenmeere und Torjubel sind Fehlanzeige. Damit müssen sich die Mannschaften, aber auch wir uns arrangieren – gewöhnen wird man sich daran wohl nie!“
Eine Vollbremsung der Produktion
Dabei sind bereits gut neun Monate vergangen, seit die 40-Tonner der TVN-Übertragungsflotte zur Vollbremsung gezwungen wurden. Die Live-Berichterstattung durch die Übertragungswagen des Fernsehdienstleisters stand vollkommen still. „Festivalaufträge, die Vorbereitung der Europameisterschaft auf Hochtouren und plötzlich alle Ü-Wagen auf dem Hof – das war wie ein Infarkt“, erinnert sich TVN-Geschäftsführer Markus Osthaus. „Aber nach einer Schockphase ging es schnell um die Frage: Wie machen wir es möglich, dass zumindest der Fußball wieder rollt?“ Unabdingbare Voraussetzung war ein überzeugendes Hygienekonzept für alle Beteiligten, inklusive der Vereine, Spielstättenbetreiber, Programmverantwortliche, Sender und TV-Dienstleister. Bastian Berlin, Head of Sales der TVN MOBILE PRODUCTION: „Als einer der größten Player hat das DFL-Tochterunternehmen Sportcast uns in die Pläne einbezogen. Niemand wollte Experimente machen oder ein unnötiges Risiko eingehen – also wurden mit der Priorität coronasafe sämtliche Arbeitsbereiche analysiert und neu geregelt.“ Das Konzept ist in der Weltöffentlichkeit höchst geachtet. Bei einer TVN-Produktion wirkt es sich unter anderem auf die Planung und Anreise, das Arbeiten im Stadion und die Arbeitsplatzgestaltung in den beteiligten TVN-Ü-Wagen aus. TVN-Bildtechniker Kay Sawatzki: „Desinfektionsmittelspender stehen überall, an Bord der Ü-Wagen sind Plexiglas-Trennwände installiert. Da wir die AHA+L-Regeln einhalten, wird nur die Hälfte der Arbeitsplätze genutzt – gut, dass unsere Fahrzeuge so geräumig sind!“ Die Türen der Ü-Wagen stehen möglichst immer offen, und nach jedem Aufbau werden alle Arbeitsplätze, die Kameras und Geräte desinfiziert.
Sicherheit in den Arenen
„Normalerweise schicke ich eine Kabelhilfe mit Technik oder Ersatzakkus mal eben vom Ü-Wagen zum Spielfeldrand, das geht derzeit nicht“, erläutert Christoph Moll, technischer Leiter der TVN MOBILE PRODUCTION, die Aufteilung der Stadien in Aufenthaltszonen, damit Kontakte und Personenzahlen kontrollierbar bleiben. „Bei einigen Produktionen unterzieht sich daher das TVN-Personal ebenfalls einem PCR-Test und kann sich mit einem negativen Testergebnis dann auch in den Mannschaftszonen bewegen.“ Es wirkt fast widersprüchlich, wenn sich Spieler nach einem Tor in die Arme fallen, aber dazu muss man wissen, dass sie sich rund um die Spieltage regelkonform in einer sogenannten Bubble, einer Blase, befinden. Dabei werden die Beteiligten getestet und isolieren sich mit ihrer gesamten Gruppe – das Ansteckungsrisiko ist minimiert. Mit demselben Ziel hat TVN die strengen Auflagen um zusätzliche Präventionsmaßnahmen erweitert. So bleiben etwa Crews über mehrere Produktionen zusammen, um die Nachverfolgung von Kontaktpersonen bestmöglich gewährleisten zu können. Die gewohnt hochwertige TV-Bildgestaltung wird auch ohne Publikum ermöglicht, beispielsweise mit Luftaufnahmen des TVN Live-Copters, innovativen ferngesteuerten Kamerasystemen oder einer besonderen Soundbearbeitung für die fehlende Stadionatmosphäre.
Flexibilität ist entscheidend
Besonders wichtig bleibt größte Flexibilität bei der Umsetzung, denn kurzfristige Änderungen in den Abläufen gehören fest zur Tagesordnung. Noch einmal Bastian Berlin: „Mit den Pandemiewerten einzelner Regionen ändern sich die Auflagen in den Stadien ständig. Wir fahren bei allen Maßnahmen auf Sicht, sind mit Auftraggebern, Sendern und Gesundheitsämtern in engem Austausch und bleiben jederzeit auf Modifikationen eingestellt.“ Inzwischen hat TVN Erfahrung aus mehr als 80 Fußball-Produktionen im „Corona-Modus“ – in der Bundesliga, beim DFB-Pokal-Halbfinale und -Finale sowie der Komplettabwicklung des Europa-League- Final-8-Turniers im Auftrag der Uefa. Die Teams sind dafür bisher infektionsfrei quer durch die Republik, in die Schweiz, nach Kiew und Sevilla gereist. Mit Disziplin und überdurchschnittlicher Performance konnten sie das Vertrauen der Auftraggeber weiter festigen, und so produziert die MADSACK-Tochter in diesem Jahr erstmals alle Länderspiele mit deutscher Beteiligung.
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